Bildung

Inklusiv lernen und arbeiten im virtuellen Raum

Aus Marburg

Welches Problem möchte das Projekt lösen?

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Leider gilt dies uneingeschränkt nur für sehende Menschen und doch werden Lern-, Kommunikations- und Arbeitstechniken immer visueller.

Schüler*innen, Auszubildende und Arbeitstätige, denen visuelle Wahrnehmung nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht, ist es daher nicht oder nur erschwert möglich, individuell oder gemeinsam mit sehenden Kolleg*innen und Mitschüler*innen die häufig eingesetzten visuellen Darstellungen, wie z.B. Modellzeichnungen, Programmablaufpläne, 3D-Modelle, Diagramme usw. bei der Zusammenarbeit oder beim Lernen zu nutzen. Damit haben sie gegenüber den sehenden Kolleg*innen einen entscheidenden Nachteil, weil sie an vielen Prozessen des Lernens und Arbeitens nur eingeschränkt oder gar nicht teilhaben können. Die Folge ist häufig die Abkopplung von individuellen oder teamorientierten Lern- und Arbeitsprozessen mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Lern- und Arbeitserfolge bis hin zur beruflichen Karriere.

Wie löst das Projekt das Problem?

Wir entwickeln einen virtuellen Lern- und Arbeitsraum, der die User visuell, auditiv und taktil anspricht und so unabhängig vom Sehvermögen für sie nutzbar wird. Erfahrungen mit einem Prototyp-Projekt bestehen bereits. Mit der Entwicklung eröffnen wir im virtuellen Raum für die MINT-Fächer nun neue Anwendungsbereiche für alle Wahrnehmungskanäle. Das sind zunächst Modelle aus der Informatik, Chemie und Physik: Die grafische Modellierungssprache UML, chemische Formeln und Atommodelle. Die im Raum dargestellten digitalen Objekte werden nicht nur sichtbar, sondern auch fühl- und hörbar gemacht. Das System wird so gestaltet, dass zukünftig auch andere fachliche Fragestellungen einfach umgesetzt werden können.

Wir setzen das Projekt mit der „Engine Unity und der Programmiersprache C# um. Controller bieten taktile Rückmeldungen, VR-Brillen liefern die Positionierung der User im virtuellen Raum sowie die Erstellung des visuellen Abbilds und auditiver Informationen der dargestellten Objekte.

Welches Ziel verfolgt das Projekt?

Wir schaffen eine Umgebung, die Personen mit und ohne Blindheit oder Sehbehinderung individuell und in inklusiven Teams die Möglichkeit zur produktiven „Mit-Arbeit“ und zum erfolgreichen Lernen gibt. Das Projekt baut einen virtuellen Raum auf, der allen Usern eine zugleich visuell, wie taktil und auditiv, erlebbare Umgebung bietet, in der fachliche Fragestellungen allein oder im inklusiven Team aus Personen mit und ohne Seheinschränkungen interaktiv bearbeitet werden können.

So kann unabhängig von den individuell nutzbaren Wahrnehmungskanälen mit zuvor nicht zur Verfügung stehenden Techniken gelernt und gearbeitet werden: Visuell dargestellte Objekte werden nicht nur sichtbar, sondern taktil „begreifbar“ und auditiv hörbar. Sie teilen mit, „wer sie sind“. Mit dem Einsatz des Systems in Schule und Ausbildung soll die Lernqualität verbessert und die inklusive Kooperation in Teams entwickelt werden, indem alle den Usern zu Verfügung stehenden Kanäle gleichberechtigt nutzbar gemacht werden.