Soziales & Gerechtigkeit

Treffpunkt Suppenküche – mehr als warme Mahlzeit!

Aus Bad Doberan

Welches Problem möchte das Projekt lösen?

Begonnen hat alles mit einer Reaktion auf einen Missstand: Immer mehr Kinder konnten sich das Mittagessen in der Schule nicht leisten. Die Spaltung der Gesellschaft war im Alltag deutlich zu spüren. Im Januar 2008 öffnete der Treffpunkt Suppenküche seine Türen: Eine warme Suppe und ein gutes Wort für alle, die kommen. Heute werden mehr als 21.000 Mahlzeiten im Jahr gekocht, oft aus gespendeten oder geretteten Lebensmitteln. Zweiundfünfzig Wochen im Jahr, von Montag bis Freitag, halten drei feste halbe Stellen den Treffpunkt Suppenküche offen. 35 ehrenamtlich Mitarbeitende helfen bei der Vorbereitung und Ausgabe des Essens.

Kinderarmut erreicht in Mecklenburg-Vorpommern den dritthöchsten Wert bundesweit (Bertelsmann, 2019). Die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aus Armutslagen ist stark eingeschränkt, das hat gravierende negative Folgen für jedes Kind und für unsere Gesellschaft. Selbstbestimmung und Teilhabe aller sind Grundlage der Demokratie!

Wie löst das Projekt das Problem?

Bei unserem Vorhaben geht es um gerechte Teilhabechancen und um Würde, auch und besonders für benachteiligte Kinder. Der Treffpunkt Suppenküche Bad Doberan ist ein sozialdiakonisches Projekt der Evangelisch – Lutherischen Kirchengemeinde Bad Doberan.

Für alle Gäste gibt es frisch gekochtes Essen, Salat, Brote und Kuchen – aber nicht nur das, denn der Treffpunkt Suppenküche ist mehr als eine warme Mahlzeit! Zuwendung erfahren und sich ganz selbstverständlich als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft erleben, diese Erfahrung brauchen besonders Kinder als wichtigen Baustein bei der Entwicklung sozialer Kompetenz und der Fähigkeit, mit Krisen im eigenen Leben umgehen zu können.

2016 hat eine Gruppe von Ehrenamtlern den alten Pfarrgarten wieder urbar gemacht. Entstanden ist der Küchengarten für die Suppenküche, ein Gemeinschaftsgarten. Mist vom Bauernhof und viel Kaffeesatz aus der Suppenküche lassen Gemüse, Kräuter und Blumen gedeihen.

Welches Ziel verfolgt das Projekt?

Der Treffpunkt bietet allen Gästen einen Ort, an dem sie ohne Vorbedingungen willkommen sind. Gemeinsam mit anderen essen zu können und Wertschätzung und Zuwendung zu erfahren kann Menschen stärken.

Die Einladungen zum Essen und zur Mitarbeit im Treffpunkt Suppenküche gelten bedingungslos. Deswegen werden alle Gäste bedient. Alle sind willkommen, niemand muss „Bedürftigkeit“ nachweisen. Diese Bedingungslosigkeit hat eine große Vielfalt der Gäste und Mitarbeitenden zur Folge. Beim Gemüseschnippeln am Vormittag und beim Mittagessen begegnen sich Menschen verschiedener Kulturen und Ethnien, verschiedener Bildungsgrade, verschiedener Herkunft und Religion, in verschiedenen Lebens- und Altersphasen, mit und ohne Behinderung.

Längerfristig führen voneinander abgeschottete Milieus zum Auseinanderbrechen einer Gesellschaft. Eine starke Demokratie braucht die Begegnung der Menschen, die zu ihr gehören. Der Treffpunkt Suppenküche ist ein Ort, der diese Begegnungen ermöglicht und fördert.