Gesundheit

Krebskranke Kinder - Avatare im Unterricht

Aus Freiburg im Breisgau

Welches Problem möchte das Projekt lösen?

An Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche müssen teilweise über einen Zeitraum von mehreren Jahren behandelt werden. Dabei gibt es immer wieder wochen- oder monatelange Phasen, in denen sie sich stationär im Krankenhaus oder Zuhause befinden. Sie können weder den Schulunterricht besuchen noch den Kontakt zu Gleichaltrigen und Klassenkameraden aufrecht erhalten.

Besonders Jugendliche leiden sehr unter dieser Situation. Sie verlieren die Motivation und reagieren aggressiv auf den Klinikaufenthalt. Kleinere Patientenkinder kommen, durch die Anwesenheit eines Elternteils, oft leichter mit der Situation in der Klinik zurecht als Jugendliche, die sich in einem Abnabelungsprozess zu ihren Eltern befinden. Bei dieser Patientengruppe ist der Verlust des Freundeskreises und der schulischen Umgebung meist schwerwiegender. Die Freunde wohnen teilweise zu weit entfernt und Kontakt ist infolge der gesundheitlichen Risiken nur sehr beschränkt möglich.

Wie löst das Projekt das Problem?

Durch das kostenlose Verleihen von Tablets und Laptops, für die gesamte Behandlungsdauer und die Bereitstellung eines gesicherten Netzwerks, ermöglicht der Förderverein erkrankten Jugendlichen seit Jahren die Teilnahme am Unterricht aus der Ferne. Seit 2021 hat der Förderverein außerdem zehn Avatare angeschafft und verleiht diese unentgeltlich an betroffene Kinder und Jugendliche. Die leicht vermenschlichten Roboter wurden eigens für die Beschulung kranker Kinder und Jugendlicher entwickelt.

Der Avatar nimmt den Platz des Kindes im Klassenzimmer ein und wird von diesem per Tablet ferngesteuert. Dank einer 4G-SIMKarte kann der Avatar auch außerhalb des Klassenzimmers (z. B. auf dem Schulhof oder beim Wandertag) genutzt werden. Der Avatar kann den Kopf drehen, sich melden und durch LEDs darstellen, ob sich das Kind gerade glücklich, traurig oder nachdenklich fühlt.

Welches Ziel verfolgt das Projekt?

Durch das Projekt erhalten bis zu zwölf krebskranke Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, aus der Ferne am Unterricht ihrer Heimatschule teilzunehmen. Diese digitale Brücke ist als Ergänzung zur Klinikschule gedacht und ermöglicht den Patienten die Fortsetzung ihrer Ausbildung in der vertrauten Klassengemeinschaft. Das verschafft ihnen Chancen für die Zukunft und ein Stück Normalität im Alltag. Zudem wird die psychosoziale Anbindung der Kindern und Jugendlichen an Gleichaltrige, Freunde und Klassenkameraden ermöglicht.

Die Mitschüler werden bewusst in die Betreuung des Avatars einbezogen, indem sie sich z. B. darum kümmern, dass das Gerät im richtigen Klassenraum steht, an die Ladestation angeschlossen ist oder vom Lehrer nicht übersehen wird. Schließlich dient das Projekt auch der Aufklärung zum Thema "Krebs bei Kindern" und erleichtert den Betroffenen, nach Abschluss ihrer Therapie, die Rückkehr in die Klassengemeinschaft. Erfahrungen aus dar Praxis zeigen, dass anhand des Avatars Vorurteile, Ängste und Sorgen thematisiert und die Klassenkameraden auf mögliche körperliche Veränderungen des erkrankten Kindes vorbereitet werden.