Norbert Rollinger Booklet
Norbert Rollinger Booklet
NORBERT ROLLINGER:

Wir brauchen Menschen, die an die Zukunft glauben

Norbert Rollinger

Seit März 2020 erleben wir gefühlt mehr Krisen als in den 70 Jahren zuvor: erst Corona, dann der Ukraine-Krieg, und die Erderwärmung kommt auch noch dazu. Verstehen Sie, wenn sich manche jungen Menschen heute „Letzte Generation“ nennen, also glauben, keine Zukunft mehr zu haben?
Ich kann zwar verstehen, wie es zu diesem Pessimismus kommt. Teilen kann ich ihn aber nicht, weil ich glaube, dass wir Menschen Krisen bewältigen können und sollten. Krisen sind im Verlauf der Jahrhunderte die Normalität. Nicht nachvollziehen kann ich die Strategie, die Mitbürger auf den Straßen zu blockieren oder Kunstwerke zu verschandeln, um politische Ziele durchzusetzen. Das geht nach hinten los.

Wie meinen Sie das?
Nur wenige können sich noch vorstellen, was frühere Generationen durchgemacht haben. Meine Großeltern sind 1905 und 1911 geboren, sie haben alle Umbrüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts erlebt und überstanden. Erster Weltkrieg, Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise, Naziregime, der schreckliche Zweite Weltkrieg und die Stunde Null. Im Vergleich dazu haben wir in einer Komfortzone gelebt. Wir sollten lernen, die Hoffnung nicht zu verlieren und mit Krisen umzugehen.

Die R+V hat ihren 100. Geburtstag mit dem Zukunftsfestival in Wiesbaden gefeiert. Der Begriff der Resilienz war neben vielen anderen Themen von Klimawandel bis Gesundheit omnipräsent beim Zukunftsfestival.
Das ist richtig. Wenn wir Resilienz entwickeln, macht das unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und auch jeden Einzelnen stärker. Vielleicht auch glücklicher. Wir brauchen Menschen, die an die Zukunft glauben, die aktiv an dieser Gesellschaft mitwirken und sie prägen. Anpacken statt verzagen.

Welche Rolle kommt einer Versicherung dabei zu?
Eine sehr große. Zukunft ist unser Geschäftsmodell und dadurch unsere Verpflichtung. Wir arbeiten für das Leben, und das machen wir, indem wir Risiken absichern und unseren Kunden helfen, die richtigen Entscheidungen mit Blick auf die eigene Zukunft zu treffen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass Zukunft positiv beeinflusst werden kann.

Bei der MissionMiteinander im Rahmen des 100-jährigen Bestehens hat die R+V 1,6 Millionen Euro investiert in Projekte, die dazu beitragen, eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Wie haben Sie das gestaltet?
Eine Besonderheit ist, dass wir ganz viele kleine Hilfsprojekte in Deutschland zusammengetragen haben, die vielleicht kein großes Medienecho auslösen, aber innovativ sind und für die Betroffenen vor Ort eine riesige Bedeutung haben. Unsere Mitarbeitenden haben wir einbezogen, indem sie über die Verteilung der Gelder abstimmen konnten. Und sehr viele von uns haben sich dann auch persönlich als Paten für die Projekte engagiert. So ist ein wunderbares Netzwerk entstanden, das bis heute Bestand hat.

Sie haben Innovation angesprochen. Nicht jeder traut sich das zu.
Beim Begriff Innovation denken wir oft, es müssten bahnbrechende Sachen wie die Mondlandung sein. Dabei haben wir so viele Innovationen auch im Kleinen. Es muss auch nicht immer IT-getrieben sein. Man kann ja auch einen Prozess neu denken. Für mich gehört am Ende immer ein Ergebnis, ein Produkt dazu, das den Menschen nützt. Sonst ist es keine Innovation.

Wie lassen sich solche Entwicklungen Ihrer Ansicht nach fördern?
Wir fördern bei der R+V Innovation zum Beispiel mit agilen Methoden, bei denen wir die Freiheit lassen, wie sie realisiert werden. Auch wir brauchen Schwarmintelligenz. Der Vorstand ist selten der innovativste Teil eines Unternehmens. Die Ideen müssen von überallher kommen. Natürlich brauchen wir gemeinsame Ziele. Bei der Umsetzung können Mitarbeiter aber auch mal eingetretene Pfade verlassen.

Wie hat sich die Organisation des Zukunftsfestivals nach innen im Unternehmen ausgewirkt?
Ich habe so viele begeisterte Reaktionen erhalten, sowohl was das Zukunftsfestival mit seinen hochinteressanten Speakern und Inhalten angeht als auch zur MissionMiteinander. Konkret anhand dieser vielen Beispiele zu sehen, welche Kraft im Helfen, im Zusammenhalt, im Gestalten liegt, das war großartig und berührend. Das hat uns als Organisation spüren lassen, wofür wir wirklich da sind.